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Dekubitus am Gesäß mit Unterminierung

Bei immobilen Patienten besteht die Gefahr eines Druckgeschwürs zu bekommen sehr schnell.  Wie bereits aus dem Namen ersichtlich, Druck ist die Ursache! Entsteht er bei Menschen, die wo auch immer, gepflegt werden müssen aufgrund eigener fehlender Mobilisationsmöglichkeit, ist von einem Pflegefehler aus zu gehen. Die Schädigung des Gewebes entsteht in der Tiefe und nicht auf der Hautoberfläche. Die sichtbaren Schäden sind daher nur als  die „Spitze des Eisberges“ anzusehen. Tastet man die Haut ab, so wird man Verhärtungen ertasten, die im schlimmsten Fall bereits Nekrosen (abgestorbenes Gewebe) sind. Der Organismus wird, bei entsprechender Unterstützung, bestrebt sein, diese “ los zu werden“. Der sichtbare Defekt ist also wesentlich kleiner als das gesamte Ausmaß der Schädigung.

Informationen zum Dekubitus:

http://www.pflegewiki.de/wiki/Dekubitus  –

Klicken Sie, um auf ExpertenstandardDekubitusprophylaxe_Akt.pdf zuzugreifen

Ich wurde nun zu einem Patienten gerufen mit einem Dekubitus am Gesäß.

die blauen Striche Kennzeichnen das gesamte Ausmaß der Schädigung
die blauen Striche Kennzeichnen das gesamte Ausmaß der Schädigung

 

Der/die Betroffene wurde zu Hause betreut. Den Dekubitus „brachte er/sie von einem Krankenhausaufenthalt mit“. Tagsüber wurde nun aller 2 bis 4 Stunden gelagert. Bedingt durch eine eingeschränkte Hirnleistung war er/sie nicht in der Lage sich selbst zu lagern. Ab ca. 22.30 Uhr bis 06.00 Uhr fanden keine Lagerungen statt. Es bestand eine Urin- und Stuhlinkontinez. Urin wurde über einen Silikonblasenverweilkatheter/Katheterbeutel kontinuierlich abgeleitet. Stuhlgang regelmäßig, breiig in saugende Inkontinenzprodukte. Als weiteres Hilfsmittel war eine Wechseldruckmatratze vorhanden. Da es aus der Wunde öfters blutete, hatte man eine Alginatkompresse (10x10cm) eingelegt (Alginate wirken u.a. Blutstillend) und den Defekt mit einem Hydrokolloid (dem Exsudataufkommen völlig unzureichend) abgedeckt. Reinigung des sichtbaren erfolgte mit Octenisept.

Das Ausmaß der Unterminierung wird mittels VISITRAK Depth (Fa. Smith&Nephew) ermittelt
Das Ausmaß der Unterminierung wird mittels VISITRAK Depth (Fa. Smith&Nephew) ermittelt

Als Ursache für die Blutungen sah ich die Scherkräfte an, die bei den Lagerungen auftraten. Der/die Ausführende war wie der/die Betroffene selbst bereits über 80 Jahre alt. Unterstützung erfolgte 2 mal am Tag durch einen Pflegedienst. Keine weiteren Angehörige. Ich änderte die Vorgehensweise des Verbandwechsel wie folgt ab:
Die gesamte Unterminierung wurde mit NaCl 0,9% gespült. Hierzu benutzte/verordnete ich das Produkt Freka Drainjet, welches in einem Gebinde zu 60ml Bags (Verpackungsgebinde 10 Stk.) gibt und vor Benutzung auf Körpertemperatur erwärmt werden sollte. Um „in jede Ecke“ der Unterminierung zu kommen bzw. zu erreichen wurde ein Einmalfrauenkatheter Ch. 14 dem Bag aufgesteckt. Alginate fallen in sich zusammen, werden zu einem „Klumpen“ der nicht förderlich wirkt und so ersetzte ich dies mit dem Hydrofiber Aquacel Ag [Extra] (Anfangs wurde die Größe 20×30 cm benötigt!), aufgeschnitten zu einer großen Tamponade. Dies wurde nun locker eingebracht. Wundsekret muss ablaufen können. Abdeckung entsprechend Exsudataufkommen, mit Superabsorber beginnend bis zum Schluss mittels Aquacel Foam Adhäsiv Sakral, bzw. 10×10 cm. Intervall der Verbandwechsel von aller 2 Tage bei Beginn bis zum Schluss aller 5 Tage.

7 Monate später
7 Monate später
8 Monate später
8 Monate später

Die kontinuierliche, über 24 Stunden umfassende, Druckentlastung war/ist aber das wichtigste! Das nicht lagern in der Zeit von ca 22.30 Uhr bis Morgens fand ich als viel zu lang. Pflegekräfte konnten aber nicht in dieser Zeit das notwendige übernehmen. Auch empfand ich die Entlastung des Angehörigen über den Tag im Bezug auf die Lagerung als sehr wichtig an. So machte ich mich für den Einsatz eines Seitenlagerungssystem stark und konnte nach gut 2 Monaten es im Einsatz „bewundern“. Aller 2 Stunden wurde nun automatisch der Körper Links 20 Grad/Rücken/Rechts 20 Grad gelagert. Ja, es hat gedauert bis der Antrag „durch“ war. Die Firma, die das Kostenangebot- das dafür notwendige – erarbeitet hatte, kam dabei nicht zum Zug. Die Kassen lassen einen arbeiten ohne die Leistungen zu bezahlen. Aber das ist ein anderes Thema….
Nun, profitiert hat natürlich der/die Betroffene. 9 Monate hat es insgesamt gedauert. Das Seitenlagerungssystem bleibt weiterhin im Einsatz. Abschluss